Kontakt

Trockenfutter für die Katze?

Katzenbesitzer fragen oft, ob man mit Trockenfutter seinem Tier schaden kann. Und vorab: ja, das kann man. Hier erfahren Sie, welche Nährstoffe und wie viel Flüssigkeit die Katze braucht, was die Deklaration auf der Futterpackung darüber aussagt und wie Sie Ihr Tier vor Schaden bewahren können.

Fakten über Katzen und ihr Einfluss auf die Ernährung

• Katzen sind Fleischfresser

Katzen brauchen vor allem tierische Proteine und nur wenig Kohlenhydrate. Bei freilebenden Katzen reicht schon der Magen- und Darminhalt der Beutetiere – und dies sind normalerweise Mäuse – um den kleinen Anteil an pflanzlicher Nahrung und damit an Kohlenhydraten zu decken.

Katze lugt auf einen Tisch, auf dem eine Maus sitzt

Idealerweise ähnelt gutes Futter der natürlichen Nahrung der Katze und so sollte der Anteil an pflanzlichen Inhaltsstoffen relativ klein sein. Bei selbstgekochtem Futter wird der Kohlenhydratanteil hauptsächlich aus Gemüse stammen. Damit erhält die Katze Rohfaser für die Darmfunktion und Nahrung für das Mikrobiom (Darmmikroben)

Katzenfutter sollte also größtenteils Proteine enthalten.

In diesem Zusammenhang schauen wir uns einmal ein beliebiges Trockenfutter an mit den Angaben seiner Bestandteile:

Analytische Bestandteile / Weender Analyse

 Rohprotein 29,0 %
 Rohfett 21,0 %
 Rohfaser 5,0 %
 Rohasche 6,5 %
 Katze vor Napf mit Trockenfutter Das Wort „Roh“ bezieht sich auf „Rohstoff“ und nicht auf „rohe Zutaten“. Rohfaser sind unverdauliche Bestandteile einer Pflanze, zur Unterstützung der Verdauung, unter Rohasche versteht man die anorganischen Stoffe, bzw. Mineralstoffen.

In jedem Trockenfutter befindet sich Restfeuchte zwischen 8 und 12 %. Deklariert werden muss diese erst ab 14 %. Nehmen wir mal den Mittelwert, also 10 % Restfeuchte an. Wenn man die Prozentzahlen jetzt zusammenzählt, kommt man auf 71,5 %. Aber was ist der Rest?
Kohlenhydrate!
Knapp 30 % Kohlenhydrate und 10 % Feuchte entsprechen jedoch nicht der natürlichen Nahrung von Katzen.

• Katzen sind Häppchenfresser

Die Samtpfoten würden am Tag bis zu 12 Mäuse fangen und fressen. Deswegen werden nun viele dagegenhalten: „Aber man kommt beim Trockenfutter doch der Häppchen-Ernährungsweise der Katze entgegen. Trockenfutter kann man den ganzen Tag stehen lassen und die Katze holt sich jeweils ihre kleinen Häppchen“.

Ja, ABER …

Der bekannte Katzenforscher Paul Leyhausen hat geschrieben, wer einer Katze immer den gefüllten Napf stehen lässt, nimmt ihr ein großes Stück Lebensfreude. Denn das Fressen ist für die Katze ein Ereignis, ein Erlebnis, ein Abenteuer!

Denken wir doch an das Warten am Mauseloch, das Anschleichen an einen Vogel. Action pur, mal mit Erfolg, mal ohne.

• Katzen sind Steppenbewohner

Katzen nutzen die Flüssigkeit ihrer Beutetiere, sie müssen nicht zwingend trinken. Das „Beutetier“ ist bei unseren Hauskatzen meist das Katzenfutter. Das kann Selbstgekochtes sein oder Fertigfutter, beides enthält bereits Flüssigkeit.

Eine ausgewachsene Katze sollte gut 50 ml Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht erhalten. Bei einer 4 kg schweren Katze sind dies mind. 200 ml am Tag, die sie über das Nassfutter zu sich nehmen sollte.

Bei Trockenfutter ist aber die Rechnung eine andere, denn wie oben beschrieben, besteht es meist nur zu etwa 10 Prozent aus Flüssigkeit und zusätzlich entzieht es dem Körper auch noch Wasser.

Rechnen wir hier wieder mit der 4 kg schweren Katze, die je nach Produkt zwischen 60g und 75g Trockenfutter täglich fressen würde, dann wären das nur ca. 6 bis 7,5g Flüssigkeit, die sie erhält.

Bei der reinen Trockenfütterung ist es deshalb zwingend erforderlich, dass die Katze genügend trinkt. Bei einer „trinkfaulen“ Katze kann die alleinige Gabe von Trockenfutter auf Dauer die Nieren schädigen und auch zu Blasensteinen führen.

 

Mein Tipp

Nassnahrung ist – in Form von gutem Fertigfutter oder auch artgerechtem selbstgekochten Futter – dem Trockenfutter vorzuziehen. Eine Katze von Trockenfutter auf Nassnahrung umzustellen ist jedoch eine schwierige und langwierige Aufgabe. Deshalb: Wehret den Anfängen und gewöhnt euer Kätzchen gar nicht erst ans Trockenfutter!

Katze mit dem halben Körper in einem umgekippten Eimer mit Trockenfutter

Wer dies versäumt hat, kann versuchen, peu á peu auch Nassfutter in den Katzenspeiseplan zu integrieren. Und wenn es bei aller Geduld und einer sehr hartnäckig auf ihr Trockenfutter bestehenden Katze nicht gelingt, sollte man unbedingt die Trinkmenge entsprechend erhöhen. Dabei helfen können z.B. Trinknäpfe in verschiedenen Zimmern, ein Trinkbrunnen, ungesalzene und ungewürzte Fleischbrühe ins Trinkwasser ... Lassen Sie sich etwas einfallen, mit irgendeinem Trick kriegt man die meisten „Trockenfutter-Katzen“ dazu, die erforderliche Menge zu trinken und so einem Nierenleiden vorzubeugen!

Wenn Ihnen jetzt bei den wichtigsten Nährstoffen, den Proteinen und Kohlenhydraten, als dritte Komponente die Fette gefehlt haben –  dazu finden Sie Infos in den Artikeln Übergewicht bei Hund oder Katze: So geht der Speck weg! und bei Speck weg durch „Fett weglassen"?

Heidi Herrmann – Tierheilpraktikerin und Tierernährungsberaterin