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Ist die Gelbbauchunke noch zu retten?

Ist der Untergang vieler Amphibienarten nicht mehr aufzuhalten? Wird man die Gelbbauchunke langfristig nicht mehr sehen und hören können? Die Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios ist sehr groß. Mit der Initiative „Allen Unkenrufen zum Trotz“ wurden in den letzten 5 Jahren große Anstrengungen zum Erhalt der Gelbbauchunken unternommen.

14.06.2021 Ende Juni läuft nun diese Initiative aus. Selbst der BR berichtet diese Woche nochmals von diesem wichtigen Vorhaben. Je mehr Menschen um die Unken wissen und sich für den Erhalt der Lebensräume einsetzen, umso größer werden die Überlebenschancen für die Unke sein.

Auf der roten Liste der Amphibien und damit unter strengem Schutz stehen noch viele weitere Arten wie die Kreuz-, Wechsel- und Geburtshelferkröte, aber auch unser europäischer Laubfrosch, der Moorfrosch, Kammmolche und viele andere. In den speziellen Lebensräumen der Gelbbauchunke findet man auch einige dieser Arten, die somit ebenfalls von den Schutzmaßnahmen profitieren können.

Wie erkennt man die Gelbbauchunke?

Gelbbauchunken sind kleine Froschlurche, sie werden ca. 4–5 cm lang und wiegen nur wenige Gramm (bis 10 g). Die Rückenfärbung variiert von grau, braun, oliv bis zu lehmgelben Tönen. Die Pupillen zeigen eine Dreiecks- bzw. Herzchenform.

Unke im Wasser

Auf dem Bauch und den Hand- und Fuß-Unterseiten sieht man das typische schwarz-gelbe Fleckenmuster. Das Werfen auf den Rücken und Zeigen des Bauches nennt man „Unkenreflex“. Dies schreckt Feinde ab.

Eine am Rücken liegende Unke mit dem namensgebenden gelben Bauch

Erwachsene Tiere sondern auch einen Giftstoff ab, der es Fressfeinden schwer macht, sie zu verspeisen. Im früheren Stadium, als Laich, Kaulquappe oder Hüpferling, können sie davon allerdings noch nicht profitieren.

Unken werden relativ alt. In der Natur erreichen sie ein Alter von ca. 15 Jahren, in Gefangenschaft sogar das Doppelte. Unken brauchen feuchte Laub- oder Mischwälder, Feuchtwiesen, Wassergräben, Gewässer und unbeständige Wasserstellen als Laichgewässer. Da sie tag- und nachtaktiv sind, kann man sie mit etwas Aufmerksamkeit recht gut sehen, zum Beispiel in Pfützen auf Wegen oder mit Wasser gefüllten Fahrspuren im Wald.

Haben Sie bitte bei Ihren Spaziergängen ein Auge auf diese Tiere und melden Sie Vorkommen bei der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt! Diese geben Ihre Beobachtungen an die örtlichen Unken-Betreuer weiter.

Warum hat es die Gelbbauchunke so schwer?

Gelbbauchunken zählen zu den Pionierarten, die mit als erste ein neues Gewässer beziehen. Nur max. drei Jahre bleiben sie in ein und demselben Laichgewässer. Wenn das bestehende Gewässer nicht austrocknet, würden sich zu viele Fressfeinde breit machen. Fische, Molche, Libellenlarven u.v.a. verzehren den Laich und die Kaulquappen der Gelbbauchunken. Unken setzen nur wenig Laich ab, sie setzen nicht auf Masse, sondern auf verschiedene Laichplätze und Laichzeiten.

Laich an einer Wasserpflanze

Kaulquappen

Die Reproduktion zieht sich von April bis Ende August hin. Man findet die Gelbbauchunken heute eher in Pfützen und verdichteten Fahrspuren als in Weihern. Für die Paarung, die Eiablage, die Kaulquappen-Entwicklung und die Metamorphose (Umwandlung zu der an Land lebenden Unke) braucht es je nach Temperatur bis zu 2 Monate. Bleibt das Wasser solange erhalten, war die Fortpflanzung erfolgreich.
In dieser Fahrspur finden sich alle Entwicklungszyklen: erwachsene Unken zur Paarung bereit, Laich, Kaulquappen und die Hüpferlinge.

Alle Entwicklungsstufen der Gelbbauchunke in einer mit Wasser befüllten Fahrspur

Ursachen der Bestandsgefährdung

Der Klimawandel ist für den Rückgang der Art nicht hauptverantwortlich. Es ist eher der Mensch und seine Vorstellung von „Ordnung“. Überschwemmungsgebiete der Flüsse sind der ursprüngliche Lebensraum der Unken. Der Mensch begradigt Flüsse, verhindert Überschwemmungen, er trocknet feuchte Stellen im Acker, auf Wegen und auf der Wiese aus, indem er Drainagen legt und Bäche unterirdisch in Rohre verschwinden lässt. Dazu kommt natürlich der Straßenbau, die Bebauung von immer mehr Flächen, die intensive Landwirtschaft und einiges mehr.

Bayern trägt eine hohe Verantwortung

Für den Erhalt der Gelbbauchunke hat Deutschland eine besondere Verantwortung. Vom weltweiten Bestand dieser Art kommt ein Drittel in Deutschland vor. Da es sich bei der Gelbbauchunke um eine Berg-Unke handelt, die im Flachland nicht vorkommt (dort findet man eher die Rotbauchunke), ist hier besonders Bayern gefordert.
Die größten Unkenvorkommen gibt es wahrscheinlich im Bereich der Donau, in Neuburg-Schrobenhausen, mit einigen Tausend Exemplaren. Dort sind auch die meisten Fotos dieses Artikels entstanden. Die Landkreise Pfaffenhofen, Neuburg-Schrobenhausen, Freising, Erding, Mühldorf und Altötting haben sich in den letzten fünf Jahren bei dem Projekt „Allen Unkenrufen zum Trotz“ mit vielen Aktionen an der Biotoppflege und -errichtung beteiligt. Die Gelbbauchunke wird auch weiterhin auf die Hilfe der vielen Ehrenamtlichen angewiesen sein.
Auch im Münchner Umland gibt es Gelbbauchunkenpopulationen z.B. in den Auen von Inn und Isar. Früher gab es die Gelbbauchunke auch im Englischen Garten, mittlerweile ist die Population allerdings erloschen.

Was wird getan im Unkenschutz?

Da die Gelbbauchunke immer wieder frische Laichplätze benötigt, werden in Unkengebieten flache Wasserstellen „ausgebaggert“ und Fahrspuren mit schweren Maschinen künstlich hergestellt. Teilweise werden auch flache Betonteiche angelegt, wo das Wasser vor dem Winter abgelassen werden kann.

Angelegter Unkenweiher

Unkengewässer dürfen nicht allzu sehr zuwachsen. Die Vegetation muss dort immer wieder kurzgehalten werden. Eine Beweidung mit einer geringen Anzahl Tiere ist positiv, sonst muss freigeschnitten werden. In der heißen Jahreszeit, bevor die Wasserstelle völlig austrocknet, wird teilweise Wasser nachgefüllt um die Aufzucht zu retten oder Laich und Kaulquappen umgesetzt.

Langfristig können die Amphibien nur erhalten werden, wenn die Biotope so engflächig entstehen, dass die Tiere selbst einen geeigneteren Lebensraum erreichen können.
Zum Glück finden sich immer mehr Unken- und Amphibien-Helfer/innen, der Bundesforst tut viel für geeignete Lebensräume und auch Unternehmer aus der Landwirtschaft oder von z.B. Kiesgruben stellen Maschinen und geeignete Flächen zur Verfügung.
So besteht doch ein Fünkchen Hoffnung „trotz aller Unkenrufe“.

Heidi Herrmann

Als Lektüre kann ich Ihnen dazu sehr empfehlen:

Buchcover "Amphibien und Reptilien in Bayern"

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